„Erfrischend, bunt und himmlisch gut.“

Kirchspiel Zoppoten

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Moment Mal

"Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe."

1 Kor. 16, 14








„Du bist ein Gott, der mich sieht.“

 

Schon wieder die Jahreslosung? Viele von uns kennen sie und haben bereits eine Andacht dazu gehört, einen Text gelesen. Warum aber nicht?! Es ist ein Bibelvers, der uns das ganze Jahr über begleiten soll. Da denken wir zwischendurch mal dran. „Du bist ein Gott, der mich sieht“. Wie ich drauf gekommen bin? Ich habe neulich im Radio Gitte singen hören „Die Frau, die dich liebt“ (1980) – auf Englisch war es Barbra Streisands „Woman in Love“, die Musik soll übrigens von den Bee Gees stammen. Eine wirklich mitreißende Liebesschnulze. Irgendwie ist in mir diese Melodie auf die Jahreslosung getroffen, oder umgekehrt – probieren Sie’s selbst, es passt wirklich. Natürlich war meine lyrische Gabe bereits nach der ersten Zeile an ihre Grenze geraten. Aber vielleicht genügt das zur Erinnerung:  die schmerzvollen Gefühle einer verletzten Frau. Und die Antwort ist: Ich gebe mich damit nicht zufrieden. Nun – vielleicht gehen Ihnen die Töne dieses Liedes nun auch nicht mehr aus dem Sinn – und vielleicht fallen Ihnen auch Worte für die zweite Zeile ein, die dritte… Jedenfalls ist sie wieder da, die Jahreslosung, „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Und das beinhaltet eine durchaus wohltuende Vorstellung.

 

Es ist nicht nur Hagar gewesen, die das bemerkt hat. Viele, eine undendlich große Zahl von Zeuginnen und Zeugen des Glaubens haben entdeckt, wie Gott die Niedrigkeit der leidenden Kreatur sieht und sie aus dem Staube hebt. Manchmal bedient er sich dabei anderer Menschen, die uns ein aufmunterndes Wort sagen, manchmal zeigt er uns eine schöne Blüte im Garten, manchmal schenkt er uns – wider Erwarten – einen ausgesprochen tiefen und erholsamen Schlaf. Er lässt zerborstene Knochen zusammenwachsen und heilt eine lange und äußerst unangenehme Erkrankung. Er schenkt unfruchtbaren Paaren nach langem Warten ein Kind. Er haucht Leben ein.  Er reißt Menschen, Familien, ganze Dörfer aus dem Tiefschlaf der Depression. Er macht Tote lebendig. Denn er sieht genau hin. Und er weiß, wann und wo einer von uns aufstehen soll, losgehen, nach Hause – oder weg von dort. Das ist ein gutes Gefühl, diesen Gott an unserer Seite zu wissen.

 

In der jetzigen Passionszeit bleibt es aber nicht bei der Sicht auf mich selbst. Das Leiden Jesu im Blick, fallen mir viele Leidende und Bedürftige ein, Hilfesuchende, irdisch und seelisch Hungernde. Menschen, die längst aufgegeben waren, katastrophale Verhältnisse in fernen Weltecken, die in keinen Nachrichtensendungen mehr auftauchen, geschundene Geschöpfe Gottes. Sie haben genauso wie ich ein Recht dazu, dass ihr Elend ein Ende findet. Ich sehe sie oft nicht. Viele sehen sie nicht. Das ist ja ihre Not. Aber es gibt Hoffnung, „ein Gott, der mich sieht“, das ist ein Gott, der auch die anderen sieht.

 

Und eine Folge davon ist, dass er sie auch uns zeigt. Wo Gott das Unrecht sieht, da zeigt er es auch uns. Wo Gott eine leidende Familie in der Nachbarschaft sieht, da zeigt es sie normalerweise auch uns. Wo Gott das Verrecken der ukrainischen Familienväter sieht, da zeigt er sie auch uns. Er ist nämlich auch ein Gott, der es uns zeigt. Und das kann unserer Welt ein neues Gesicht verleihen. Indem er nämlich unsere Augen, ja all unsere Sinne füreinander öffnen kann. Er ist ein Gott, der’s uns zeigt – das macht mir Hoffnung.

 

Und das könnte wieder so eine lyrische Zeile sein in Barbra Streisands schöner Melodie – „er ist ein Gott, der’s uns zeigt“. Denken wir mal drüber nach!

 

Herzlich grüßt Sie

Benjamin Neubert

 

Benjamin Neubert ist Kreispfarrer für Vertretungs- und Entlastungsdienste, im Pfarrbereich Zoppoten zuständig für die Konfirmandenarbeit.